Ein ganz besonderes Stück

 

 Ein ganz besonders schönes Stück, an welches ich mich erinnere.

Das Farbfoto machte vermutlich sein Neffe Klaus Lenné

bei einem Familienbesuch (also im "Westen" entwickelt).

Diese freistehende Granulierung ist ein einzigartiges Meisterwerk,

das sicher nicht jedem Goldschmied so gelungen wäre

- und Erich war weit über Achtzig!

Ich hatte mir immer gewünscht, diesen Schmuck wenigstens

ein einziges Mal tragen zu dürfen (und das war von ihm auch so gedacht),

aber das wurde seitens meiner Mutter sehr erfolgreich verhindert

und ich habe ihn nie wieder gesehen seit damals.

Überhaupt hätte ich mir sehr gewünscht, 

dass seine letzten Arbeiten, ganz frei und ohne Auftraggeber

entstanden, auch noch ein erfüllendes Leben haben könnten:

bei Menschen, die sie wertschätzen und Träger*innen, 

die sie glücklich machen - das alles fand jedoch nicht statt.

Fast dreissig Jahre lang existierten all diese Dinge unter Verschluss 

und sehr gut versteckt, buchstäblich totgeschwiegen.

Es ist mir natürlich klar, dass es von meiner Mutter eine grossartige 

Geste war, Erichs gesamtes noch erhaltenes Lebenswerk 

im Jahre 2016 dem Grassi-Museum Leipzig zu schenken

(aber warum eigentlich nur Erichs Arbeit und nicht Elsbeths 

dann genauso?)

Aber es bleibt doch für immer ein bitterer schmerzhafter Beigeschmack,

wie die ganzen Jahre über in der Famile damit umgegangen

- oder eben NICHT umgegangen - wurde.

Ich durfte mir dies alles vor der Schenkung nicht einmal mehr 

anschauen oder gar fotografieren und auch die 

Schaffung einer Website hatte sie mir strikt verboten.

So werden all diese Kostbarkeiten nun für immer 

in einem Magazinraum verschlossen - begraben - sein.

Vielleicht werden angehende Kunsthistoriker*innen  darüber schreiben

- doch wer liest das dann schon? - für die Öffentlichkeit ist das alles

 verschwunden und niemand wird sich mehr daran erfreuen, 

keine Trägerin wird Zwiesprache halten damit ...

 

Aber wenigstens jetzt, nach Mutters Tod,

kann ich diese Seite gestalten und meinen Grosseltern

noch ein virtuelles Denkmal setzen - es ist ja sonst

leider sehr wenig überhaupt über die beiden Künstler bekannt.